AW: Frauen schreiben nicht und antworten nur selten
Zitat von t.b.d.:
Ich treff so oft fremde Leute und komme mit denen ins Gespräch. Da ist schnell mal eine Stunde rum. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es dazu eine Fülle von interessanten Infos von und über denjenigen braucht.
Eigenständigkeit und Initiative ist mühsam. Das gilt für die Frage, wie man sich selbst darstellt, genauso wie für die Frage, wen man auf welche Weise anspricht oder ihn ansprechen läßt. Der Anbieter so einer Börse nimmt seine Kunden ein bißchen bei der Hand und möchte ihnen Auswahl, Selbstdarstellung und Kontakten erleichtern. Vermutlich rechnet er u.a. auch mit Kunden, die darin eher Schwächen und zugleich ein hohes Sicherheitsbedürfnis haben.
Da muß möglichst alles klar und transparent sein. Die müssen genau wissen, daß der andere einen Partner sucht und was für einen. Damit man ja nichts falsch macht oder ein paar Worte oder gar GEfühle für nichts und wieder nichts verausgabt. Bei den Gefühlen sind die Leute ja am ökonomischsten. Da muß schon klar sein, worin man investiert. Damit man keine Verluste erleidet. Sicherheit halt.
Auch die Matchingpoints, die verheißen Wissenschaft, und das ist in den allermeisten Augen was Tolles, Seriöses und Sicherheitsstiftendes. Da gibt man sich gern in helfende Hände. Und das Bedürfnis nach klarer Ordnungs- aus Auswahlkriterien scheint, wenn Forenthemen und Kommentare einigermaßen repräsentativ sind, enorm zu sein. Wer selbst noch keine Auswahlkriterien, NoGos usw. hat, fragt das Forum, ober er nicht welche haben sollte. Auch Verhaltensregeln beim Anschreiben oder Daten sind ein Dauerbrenner. Anstatt zu machen will man wissen, wie man es macht. Diese Themen werden in der ANzahl nur noch übertroffen von denjenigen, in denen sich darüber entrüstet wird, daß sich irgendjemand nicht so verhält, wie es die im anderen Thread erfragten Regeln vorschreiben, und man möchte doch mal fragen, was denn andere dazu meinen, daß der Mensch, mit dem man gerade noch in Kontakt war, sich einfach nicht nach den Regeln verhält.
Es ist übrigens ein öfter zu beobachtendes Phänomen, wie die strengsten Regelfans zu den erbittertsten Börsenkritikern werden. Da haben sie alle ihre Hoffnung darauf gesetzt, daß der Anbieter sie an der Hand nimmt und ihnen, wenn sie sich nur eisern an die Regeln halten, eine Partnerschaft besorgt, und dann klappt es dennoch nicht. Auf eine Mama hat, die einen dermaßen enttäuscht und im Regen stehen läßt, muß man zeitlebens seinen Haß schieben. Oder zur Not auch auf die Angehörigen des anderen Geschlechts, die Kandidaten, die, obwohl man selbst doch eisern, also sklavisch die Regeln befolgt hat, nicht zu einer Partnerschaft zu bewegen sind. Bleibt nur, daß die entweder bindungsunwillig, beziehungsunfähig oder, am schlimmsten, kennenlernunfähig sind, also einfach nicht wissen, wie man das anständig zu tun hat, dieses Kennenlernen und Daten.
Das hat eine gewisse Tragik, weil es doch eigentlich so einfach wäre. Problemfall mit Problemfall, das könnte doch reizend sein. Aber anstelle dessen verschlingt der eine Teil der Problemfälle zahllose Ratgeber, infomiert sich bei anderen Problemfällen, die für ihn dann zur Autorität werden ("las in einem anderen Forum, man solle ..."), und versteift sich immer mehr darauf, daß man es ganz richtig, weil man doch die Regeln kennt, das Einmaleins. Während diejenigen, die zum anderen Teil gehören, halt zu faul fürs Regelauswendiglernen sind und sich eher so gehen lassen. Dabei sind doch beide gleichermaßen unfähig oder eben wären auch gleichermaßen fähig, wenn sie nicht zu wenig Selbstvertrauen hätten, weil sie es nicht für möglich halten, einfach mal selbst was zu machen anstatt immer am Rockzipfel von Anbieter, Konkurrenzbörse, Foristen, schlechten Ratgebern usw. zu hängen. Und statt die Regeln, Basics und Einmaleinse ihnen helfen, einen Partner zu finden, helfen sie ihnen nur dabei, anderen zu bescheinigen, daß die aber die Regeln nicht kennen, Basics nicht aufweisen und Einmaleinse nicht beherrschen. Wenn das nicht traurig wäre, wäre es zumindest lustig.
Aber wie auch immer, das sind ja nur die Auswüchse. Natürlich kann ein bißchen Entlastung eine feine Sache sein. Und der Anbieter möchte frohe Kunden, und viele sind eben froh, wenn sie nicht einfach ein leeres Blatt befüllen müssen, sondern sich von Frage zu Frage entlang hangeln können. Dasselbe beim Anschreiben. Wie, du warst auch schon mal auf Santorin? Da hab ich in einen herrlichen Restina verköstigt! Und schon ist das Eis gebrochen.
Mit Zwischendenzeilenlesen ha das nichts zu tun. Das wird ohnehin zu oft gerade von denen getan, die es am wenigsten können. Und ist zudem furchtbar mühsam, wie hier immer wieder festzustellen ist. Meine Empfehlung wäre immer: nicht zwischen den Zeilen lesen, sondern lesen, was da steht. Das ist doch schon anstregend genug.