Hallo Yoogo
Das ist vermutlich keine Situation, die man und frau sich zum Kennenlernen wünschen würden, denn in der Wunschvorstellung sieht die Anfangsphase einer Beziehung eher nach einer leichten, fröhlichen Zeit aus. Doch die Realität kann natürlich auch anders sein.
Mir kommen beim Lesen deines Beitrags verschiedene Dinge in den Sinn. Zuerst mal die Frage: was meinst du damit, ob du den Kontakt "sicherheitshalber" einstellen solltest? Weshalb "sicherheitshalber"? Ist es denn für einen Menschen gefährlich, wenn es einem anderen nicht gut geht? Wenn ja, warum wäre das so?
Dazu kommen mir drei mögliche Antworten in den Sinn:
1) Weil es einen selbst belasten und psychisch herunterziehen könnte, wenn es dem Gegenüber schlecht geht.
2) Weil man sich in die Helferrolle verirren könnte.
3) Weil man vor psychisch angeschlagenen Menschen Angst haben müsste (sie könnten ausrasten oder übergriffig werden).
Zu 1): Das kommt darauf an, wie du dich in solche Situationen hineingibst. Es muss nicht heissen, dass es einen belastet, wenn man einem anderen beisteht oder ihn aufmuntert. Man kann ein gewisses Mass an Mitgefühl haben, ohne mitzuleiden. Für den anderen ist es vielleicht sogar hilfreicher, wenn man nicht mitleidet. So kann man selbst klarer denken.
Zu 2): Auch das kommt auf dich darauf an. Neigst du denn zu einem Helfersyndrom? Es ist wichtig, die eigenen Grenzen zu spüren und nein zu sagen, wenn es einem zu viel wird oder nicht mehr der Situation, wie man sie persönlich wahrnimmt, entspricht. Du solltest auf jeden Fall versuchen, nicht etwas zu versprechen, das dir zu viel werden könnte. Ausserdem sollte eine Beziehung ja einigermassen ausgeglichen sein und ein zu grosses Ungleichgewicht zu Beginn könnte sich zur Normalität wandeln, was dann langfristig sicher nicht so erfreulich wäre.
Zu 3): Das halte ich für einen Mythos oder eine Ausrede.
Ich denke, für dich ist es wohl wichtig, zu klären, auf welche Weise du dich ins Kennenlernen einbringst und zu welchem Zweck. Könntest du dir denn eine Beziehung mit der Person vorstellen? Oder bist du dir da noch unsicher? Du schreibst, die Person sei nett und ihr Profil seriös. Das sind nun wohl aber nicht ausreichende Kriterien, um sich Hinblick auf eine Partnerschaft weiter kennen zu lernen. Gibt es da noch mehr? Wenn nein, geht es dann eher um Mitmenschlichkeit? Das fände ich eigentlich auch schön, die Person dann trotzdem nicht in einer Notlage links liegen zu lassen. Aber es wäre wichtig, dass du dir selbst darüber im Klaren bist, worum es geht, und dass du dies ebenso klar kommunizierst und dich auch entsprechend verhältst. Es gälte also, in jeder neuen Situation zu überlegen, was deinen Gefühlen und Motiven angemessen ist. Du solltest auch bedenken, dass es vielleicht Menschen gibt, die sich in einer psychisch schwierigen Lage in einen Helfer des anderen Geschlechts verlieben und die Unterstützung als Liebe missverstehen könnten. Es gälte also, die Situation, wie du sie wahrnimmst, deine Motive und deine Grenzen klar zu kommunizieren.
Falls du dir grundsätzlich eine Beziehung mit dieser Person vorstellen könntest, sie also ohne diese für sie belastete Situation gerne weiter kennen gelernt hättest, könntet ihr euch auch überlegen, ruhigere Zeiten abzuwarten, bevor ihr ein erstes Date abmacht.
Du solltest in meinen Augen auf keinen Fall so weit gehen, dass du dich nachher betrogen oder ausgenützt fühlen könntest. Wenn du etwas aus Mitmenschlichkeit geben magst, aber ohne dass gefühlsmässig eine Verpflichtung dieser Person dir gegenüber entsteht, dann OK, sonst ist wohl ein Stopp angesagt.
Es ist jedenfalls wichtig, dass du weisst, dass du keinerlei Verpflichtung hast. Du darfst sicher auch ohne schlechtes Gewissen - in möglichst freundlichen, zugewandten Worten und mit den besten Wünschen - erklären, dass diese Situation für dich zu schwierig ist und du dich lieber verabschieden möchtest.
Ich wünsche dir alles Gute und hoffe auch, der Person, mit der du in Kontakt bist, wird es bald wieder besser gehen!