Yoogo

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  • #1

Verhalten bei privaten Problemen des Gegenüber

Ich bin mir nicht ganz sicher, in welche Kategorie meine Frage gehört, daher lege ich sie erst einmal hier ab. :)

Über Parship habe ich jemanden kennengelernt, mit dem ich bislang nur geschrieben habe (es gab also noch kein Treffen). Das Profil würde ich als seriös einstufen. Diese Person hat jedoch gerade mehrere (für mich nachvollziehbare) private Probleme. Es kamen da mehrere unschöne Dinge zusammen. Folglich geht es dieser Person gerade psychisch nicht so gut.

Ich bin jetzt mit der Situation etwas überfordert: Soll ich den Kontakt (sicherheitshalber) einstellen? Die Person scheint nett zu sein und ich will sie auch nicht komplett alleine lassen. (Nochmal an dieser Stelle die Betonung, dass ich das Profil und die Person durchaus für seriös halte.)

Was meint ihr? Wie würdet ihr euch verhalten? Habt ihr mit sowas schon Erfahrungen gehabt? Soll ich die Person aufmuntern?
 

Dalek123

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  • #2
Aus eigener Erfahrung, kann ich dir nur raten: Pass auf, auf was du dich da einlässt! Den Ritter hoch zu Roß, mit schimmernder Rüstung, der den bösen Drachen erschlägt, die Prinzessin rettet und damit ihre Liebe und das halbe Königreich gewinnt - ist ein schöner Gedanke, kommt aber nur im Märchen vor.
In der Realität vom Seelentröster zum Partner hin die Kurve zu kriegen, ist fast unmöglich. Wahrscheinlicher landest du in der "friendzone" - was sicher nicht dein Wunsch ist, wenn du dich hier bei Parship angemeldet hast.
 
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Philippa

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  • #3
Hallo Yoogo

Das ist vermutlich keine Situation, die man und frau sich zum Kennenlernen wünschen würden, denn in der Wunschvorstellung sieht die Anfangsphase einer Beziehung eher nach einer leichten, fröhlichen Zeit aus. Doch die Realität kann natürlich auch anders sein.

Mir kommen beim Lesen deines Beitrags verschiedene Dinge in den Sinn. Zuerst mal die Frage: was meinst du damit, ob du den Kontakt "sicherheitshalber" einstellen solltest? Weshalb "sicherheitshalber"? Ist es denn für einen Menschen gefährlich, wenn es einem anderen nicht gut geht? Wenn ja, warum wäre das so?
Dazu kommen mir drei mögliche Antworten in den Sinn:
1) Weil es einen selbst belasten und psychisch herunterziehen könnte, wenn es dem Gegenüber schlecht geht.
2) Weil man sich in die Helferrolle verirren könnte.
3) Weil man vor psychisch angeschlagenen Menschen Angst haben müsste (sie könnten ausrasten oder übergriffig werden).

Zu 1): Das kommt darauf an, wie du dich in solche Situationen hineingibst. Es muss nicht heissen, dass es einen belastet, wenn man einem anderen beisteht oder ihn aufmuntert. Man kann ein gewisses Mass an Mitgefühl haben, ohne mitzuleiden. Für den anderen ist es vielleicht sogar hilfreicher, wenn man nicht mitleidet. So kann man selbst klarer denken.
Zu 2): Auch das kommt auf dich darauf an. Neigst du denn zu einem Helfersyndrom? Es ist wichtig, die eigenen Grenzen zu spüren und nein zu sagen, wenn es einem zu viel wird oder nicht mehr der Situation, wie man sie persönlich wahrnimmt, entspricht. Du solltest auf jeden Fall versuchen, nicht etwas zu versprechen, das dir zu viel werden könnte. Ausserdem sollte eine Beziehung ja einigermassen ausgeglichen sein und ein zu grosses Ungleichgewicht zu Beginn könnte sich zur Normalität wandeln, was dann langfristig sicher nicht so erfreulich wäre.
Zu 3): Das halte ich für einen Mythos oder eine Ausrede.

Ich denke, für dich ist es wohl wichtig, zu klären, auf welche Weise du dich ins Kennenlernen einbringst und zu welchem Zweck. Könntest du dir denn eine Beziehung mit der Person vorstellen? Oder bist du dir da noch unsicher? Du schreibst, die Person sei nett und ihr Profil seriös. Das sind nun wohl aber nicht ausreichende Kriterien, um sich Hinblick auf eine Partnerschaft weiter kennen zu lernen. Gibt es da noch mehr? Wenn nein, geht es dann eher um Mitmenschlichkeit? Das fände ich eigentlich auch schön, die Person dann trotzdem nicht in einer Notlage links liegen zu lassen. Aber es wäre wichtig, dass du dir selbst darüber im Klaren bist, worum es geht, und dass du dies ebenso klar kommunizierst und dich auch entsprechend verhältst. Es gälte also, in jeder neuen Situation zu überlegen, was deinen Gefühlen und Motiven angemessen ist. Du solltest auch bedenken, dass es vielleicht Menschen gibt, die sich in einer psychisch schwierigen Lage in einen Helfer des anderen Geschlechts verlieben und die Unterstützung als Liebe missverstehen könnten. Es gälte also, die Situation, wie du sie wahrnimmst, deine Motive und deine Grenzen klar zu kommunizieren.
Falls du dir grundsätzlich eine Beziehung mit dieser Person vorstellen könntest, sie also ohne diese für sie belastete Situation gerne weiter kennen gelernt hättest, könntet ihr euch auch überlegen, ruhigere Zeiten abzuwarten, bevor ihr ein erstes Date abmacht.

Du solltest in meinen Augen auf keinen Fall so weit gehen, dass du dich nachher betrogen oder ausgenützt fühlen könntest. Wenn du etwas aus Mitmenschlichkeit geben magst, aber ohne dass gefühlsmässig eine Verpflichtung dieser Person dir gegenüber entsteht, dann OK, sonst ist wohl ein Stopp angesagt.

Es ist jedenfalls wichtig, dass du weisst, dass du keinerlei Verpflichtung hast. Du darfst sicher auch ohne schlechtes Gewissen - in möglichst freundlichen, zugewandten Worten und mit den besten Wünschen - erklären, dass diese Situation für dich zu schwierig ist und du dich lieber verabschieden möchtest.

Ich wünsche dir alles Gute und hoffe auch, der Person, mit der du in Kontakt bist, wird es bald wieder besser gehen!
 
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Ja71

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  • #4
Hey,

also aus der Erfahrung heraus würde ich sagen.... es wird eher nix mit euch. Ich gehör auch zu den Damen die dann zu hören und helfen wollen... doch kann ich Dir sagen... das Timing stimmt dann einfach nicht. Er ist jetzt einfach zu sehr mit sich beschäftigt und ist eher nicht für die Partnersuche bereit.

Wenn es Dich aber nicht zu sehr belastet. ..kannst du ja mal gucken was passiert. .. wenn es zu anstrengend wird und es noch immer keinen persönlichen Kontakt gibt , würd ich mich zurück ziehen
 

Yoogo

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  • #5
Erstmal Danke für eure schnellen Antworten, das gibt mir schon mal neue Ansätze.

In der Realität vom Seelentröster zum Partner hin die Kurve zu kriegen, ist fast unmöglich.

Nein, darum geht es mir nicht, sondern wie ich generell darauf reagiere. Wenn ich beispielsweise den Kontakt jetzt plötzlich abbreche, würde/könnte das die Krise noch verstärken. Das Problem ist: Da ich die Person nicht (genügend) kenne, weiß ich auch nicht, wie diese Person reagieren würde. Ich möchte einfach verhindern, dass meine Nachrichten die Probleme (ungewollt) noch verstärken.

was meinst du damit, ob du den Kontakt "sicherheitshalber" einstellen solltest? Weshalb "sicherheitshalber"?

Genau aus den beiden ersten von dir genannten Gründen. Hinzufügen würde ich noch Grund 4: Dass dies den seelischen Zustand der Person noch verschlimmert, sie also weiter psychisch instabiler würde. Das Problem ist, dass ich die Person total schlecht einschätzen kann, weil ich sie ungenügend kenne.

Zu 2): Auch das kommt auf dich darauf an. Neigst du denn zu einem Helfersyndrom?

Ja, ich kenne aber auch meine Grenzen, über die ich nicht hinaus gehe. Was die Frage anschließt: Wie bringe ich der Person die Grenzen schonend bei?

Konkret würde ich der Person sogar raten, sich entsprechende Hilfe zu holen und ihr Anlaufstellen nennen. Da ich die Person aber nicht genug kenne, könnte das auch zu einer Überreaktion führen. Ich würde also das Gegenteil von dem Erreichen, was ich eigentlich erreichen möchte - was aber alles natürlich nicht zwangsweise eintreten muss.

Ich möchte im Moment lediglich erreichen, dass es der Person nicht (psychisch) schlecht(er) geht (sondern im Idealfall etwas besser) und sie die Dinge nicht falsch versteht.
 

Ariadne_CH

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  • #6
Ich verstehe nicht ganz, warum du dich so für die andere Person verantwortlich fühlst? Ihr kennt euch ja nicht mal persönlich, habt nur ein paar Mal über Parship geschrieben? Einerseits ehrt dich deine Haltung ja, andererseits finde ich deine Verhaltensweise etwas übertrieben fürsorglich. Hast du denn wirklich das Gefühl, dass du bei ihr eine noch schlimmere Krise auslösen würdest, wenn du ihr jetzt das falsche schreibst? Nimmst du dich da nicht selbst auch ein wenig zu wichtig? Bzw. überschätzt deinen Einfluss auf sie? Ausserdem klingt das bei dir so, als wärst du ihre einzige Bezugsperson?
Wenn du ihr professionelle Hilfe ans Herz legen möchtest, aber nicht weisst wie: Erzähl ihr von einer Bekannten/Freundin, die ein ähnliches Problem hatte und die sich so Hilfe geholt hat. Damit gibst du ihr keine Tipps, aber sie kommt vielleicht selbst auf die Idee.
Wenn du ihr weiterhin helfen möchtest, dann tu das. Aber lass dich nicht zu sehr davon einnehmen....
Was mir noch unklar ist: Hast du an dieser Frau Interesse als Partnerin? Oder möchtest du den Kontakt nicht abbrechen, weil du ihr nicht "schaden" möchtest?
 
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Philippa

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  • #7
Hallo Yoogo!

Es ist schön, dass du dir so Gedanken machst und nur das Beste für diese Person möchtest.

Aber: Denkst du nicht, dass es in der Verantwortung der Person selbst liegt, auf das, was du schreibst, auf die für sie beste Art zu reagieren? Das aus deinen Worten zu nehmen, was sie brauchen kann, und das nicht zu sehen/nicht anzunehmen, was im Moment nicht hilfreich scheint? Du kannst und sollst nicht für sie denken/fühlen. Jeder erwachsene Mensch ist in jedem Moment frei zu entscheiden, was er will und braucht. Das gilt genauso für Menschen, die gerade in einer Krise stecken.

Du kannst nur versuchen, so zugewandt, wohlwollend, respektvoll, achtsam und gleichzeitig ehrlich zu sein wie möglich. Und das gelingt besser, wenn du keine Angst hast. Die braucht es nämlich nicht, sie verhindert und verkompliziert nur. Du weisst ja nicht, wo der Weg dieser Person durchgeht, warum sie in dieser schwierigen Situation steckt und was sie dadurch lernen kann... Das ist die Sache dieser Person selbst.

Bürde dir nicht fremde Lasten auf!

Viel Glück!
 
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Sandbank

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  • #8
Ich möchte im Moment lediglich erreichen, dass es der Person nicht (psychisch) schlecht(er) geht (sondern im Idealfall etwas besser) und sie die Dinge nicht falsch versteht.
Ich sehe dein Mitgefühl mit diesem Menschen mit großer Hochachtung, aber ich habe auch das Gefühl, du möchtest eine Verantwortung übernehmen, die nicht die deine ist.

Dieser Mensch hat sich, aus welchen Gründen auch immer, bewußt auf Partnersuche begeben, in seiner Situation, die du als psychisch 'nicht gut' bezeichnest....was ich offengestanden als problematisch für eine Partnersuche empfinde.

Du bist aber weder für seine derzeitige Situation noch für die Auswirkungen seiner Entscheidung hinsichtlich Partnersuche verantwortlich....oder nur insofern, dass dein Umgang mit im/ihr respektvoll sein sollte. Nicht mehr und nicht weniger.

Zu deinen Intentionen ihm gegenüber, auch der Frage, welches Ziel verfolgst du ihm gegenüber oder generell bei deiner Partnersuche, hat @Philippa in meinen Augen mit viel Empathie schon viele Möglichkeiten aufgezeigt, mehr würde mir jetzt dazu auch nicht einfallen.
Toller Post für mich, @Philippa !
 
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Yoogo

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  • #9
Vielen Dank euch allen, das hilft mir sehr weiter! Stellvertretend möchte ich @Ariadne_CH auf ihre Fragen antworten:

Hast du denn wirklich das Gefühl, dass du bei ihr eine noch schlimmere Krise auslösen würdest, wenn du ihr jetzt das falsche schreibst?

Das hatte ich, in der Tat. Ich war selbst mal in einer ähnlichen Situation wie die Person jetzt und weiß daher, dass man sehr leicht diese Situation noch verschlimmern kann. Hätte ich mich einfach kommentarlos verabschiedet, hätte die Person in ein noch größeres Loch fallen können. Bitte beachtet den Konjunktiv: Da ich die Person nicht genügend kannte, wusste ich nichts über ihr weiteres Umfeld und wie sie generell reagiert.

Nimmst du dich da nicht selbst auch ein wenig zu wichtig? Bzw. überschätzt deinen Einfluss auf sie?

Ja, da hast du sicherlich nicht ganz unrecht. Wie gesagt, weiß ich aber aus eigener Erfahrung, dass da recht leicht eine gewisse Gefahr besteht, die schlechten Gefühle noch weiter zu verstärken.

Ausserdem klingt das bei dir so, als wärst du ihre einzige Bezugsperson?

Mittlerweile weiß ich, dass ich das nicht bin - mit der Betonung auf mittlerweile. Dies war jedoch zu Beginn nicht ganz klar.

Hast du an dieser Frau Interesse als Partnerin? Oder möchtest du den Kontakt nicht abbrechen, weil du ihr nicht "schaden" möchtest?

Gute Frage(n). Die zweite Frage würde ich auf jeden Fall bejahen wollen. Nach diesem Auftakt glaube ich aber nicht, dass sich etwas ergibt, wir sind in einigen Dingen auch zu unterschiedlich. Im Moment bin ich der Person gegenüber neutral eingestellt.

Dieser Mensch hat sich, aus welchen Gründen auch immer, bewußt auf Partnersuche begeben, in seiner Situation, die du als psychisch 'nicht gut' bezeichnest....was ich offengestanden als problematisch für eine Partnersuche empfinde.

Ja, ich bin ebenfalls der Meinung, dass sich die Person besser nicht bei Parship hätte anmelden sollen.

Nochmal Danke euch (auch an @Philippa), die Ratschläge haben mir alle sehr geholfen!
 
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  • #10
Hallo,

anscheinend scheint es eher dich zu belasten, was ihr miteinander geschrieben habt. Mach dir ihre Probleme nicht zu deinen. Sonst brauchst du dann professionelle Hilfe, um davon wieder loszukommen.

Pass auf dich auf.