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  • #1

Wenn jemand ZU liebesbedürftig ist

Hier im Forum wird oft beklagt, dass sich Leute nach einem Date nicht melden. Das ist in der Tat schlimm.
Aber fast genauso schlimm finde ich eigentlich das Gegenteil: wenn jemand von der ersten Sekunde an keinen Zweifel daran lässt, dass man der Traumpartner per se ist, dass es ein ungeheures Glück ist, dass man sich nun real trifft, wenn man von der ersten Sekunde an angehimmelt wird und jemand sich an einem festklammert und immerzu "oh mein Gott ist das schön!" seufzt....

Das ist mir in dieser oder leicht veränderter Form schon öfter passiert. Ich will wirklich eine Beziehung und bin ernsthaft auf der Suche nach einem Partner, ich mag Nähe gern und kann das auch zulassen. Aber mir hängt das vom Partner ab - erst muss ich ihn kennenlernen und dann entsteht bei mir der Wunsch, ihm nah zu sein. Ein solches Festklammern ohne Grundlage und ohne, dass es beidseitig "gefunkt" hat, löst in mir einen sofortigen Fluchtreflex aus.

Bei den hier genannten Herren habe ich das Gefühl, es geht ihnen nicht um mich als Mensch (denn mich kennen sie ja zu dem Zeitpunkt gar nicht und die Treffen waren auch nie so, dass man nun wer weiß wie viele Gemeinsamkeiten festgestellt hätte), sondern einfach darum, dass da jemand kommen möge, der ihr Bedürfnis nach Nähe und Liebe erfüllt. und zwar relativ egal, ob's passt oder nicht.

Kennt Ihr das auch?
 

No_Kitty

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  • #2
Emotionen, die hochkochen

Meine Liebe,
es kann diese Emotion ja auch wirklich ernst gemeint sein - nicht sofort zweifeln, es gibt genügend Menschen, die an Liebe auf den ersten Blick glauben.

Wenn es für dich zu erdrückend und / oder unpersönlich ist, dann ist doch auch ein Bauchgefühl, dem ich nachgeben würde.

Ich bin nicht verpflichtet, diese Empfindungen zu erwidern, es ist kein Automatismus - aber das ist dir ja eigentlich klar. Ich verstelle mich nicht - wenn es mir zu schnell geht, sage ich es, wenn es von meiner Seite nicht geht - sage ich es (möglichst freundlich, weil dieser Mensch ja an sich was tolles gemacht hat, sich so zu öffnen).

Fazit:
Um Himmelswillen, wenn du schon das Gefühl der Beliebigkeit hast, brauchst du bestimmt nicht diesem Menschen zu retten, das wäre für euch beide letztendlich sehr verletzend.
LG
 

gelöscht

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  • #3
fenster_zum_hof:
ja, das kenne ich sehr gut. hab auch an anderer stelle hier ja schon drüber geschrieben.
schwierig wird es insbesondere, wenn die in diesem sinne blind liebesbedürftige (in meinem fall) frau diese blindheit nicht erkennt und glaubt, ich oder männer im allgemeinen könnten mit liebesbekundungen einfach nicht umgehen. von dieser grobheit bin ich dann durchaus erschüttert. daß mein gegenüber gar nicht merkt, daß es nicht die liebesbekunden sind, sondern die blindheit, die mich abstand nehmen läßt.
sicherlich eine der grundschwierigkeiten bei so einer onlinesuche: daß die wahrnehmung sehr stark einerseits von alten ängsten und frustrationen geprägt sind, andererseits von der großen bedürftigkeit, und drittens auch noch von allgemeinen maximen über die geschlechter. und das konkrete gegenüber daran gemessen zu kurz kommt.
natürlich kann so etwas bei näherer bekanntschaft oder gar in einer beziehung wachsen. aber ich fände doch besser, wenn von anfang an in den blick genommen wird, was konkret vor einem sitzt. :)
 

Andrea

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  • #4
ich habe es zum Glück sehr selten erlebt, daß jemand solche Anwandlungen bekam, wenn ja, waren das aber auch Männer, die irgendwie nicht ganz beinander waren, die einen leicht verhaltensgestörten Eindruck machten. Ich kann dann aber auch sehr distanziert werden, dann erldigt es sich meistens von selber.
 
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  • #5
Bedürfnis

Bei jedem Date habe ich die Sehnsucht gespürt, die fast jeder Mann und fast jede Frau hier zu haben scheint. Das ist eine Bedürftigkeit, eine völlig legitime und zutiefst menschliche. Wenn ich merke, dass einer seine Bedürftigkeit ungeachtet meiner Person auf mich ausrichtet, blocke ich das ab. Das war einmal der Fall. Durch PS habe ich auch meine eigene Bedürftigkeit erkannt und hinterfrage jetzt immer kritisch meine eigenen Gefühle bei und nach einem Treffen. Meine ich den Mann, oder meine ich die "Erlösung" aus den eigenen Sehnsüchten? Das macht es mir hier sehr viel leichter. PS ist ein guter Weg zu mehr Selbsterkenntnis.
 
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  • #6
Woran merkt man, dass es dem anderen nicht um einen selbst geht?

@ mil: woran merkst DU denn, dass eine Frau "blind" ist und nicht Dich persönlich meint?

Also, ich versuche mal ein Date zu beschreiben, das meiner Meinung nach positiv verläuft: man entdeckt viele kleine oder auch große Gemeinsamkeiten, stellt ähnliche Ansichten fest, man "erkennt sich selbst" ein Stück weit im anderen, man lacht zusammen, ein Wort ergibt das andere.

Ein Date, wie ich es in diesem Thread meine, verläuft aber anders:
man stellt keine oder kaum Gemeinsamkeiten fest, eigentlich läuft es eher in die Gegenrichtung, man ist bei fast allen Themen unterschiedlicher Meinung (und damit meine ich nicht einen "spannenden Dialog, bei dem man sich intellektuell aneinander reibt", sondern eher so ein artiges Geplätscher, bei dem es schwer ist, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen), muss ewig suchen, bis man mal etwas findet, was beide mögen, irgendwie hakt die Kommunikation, ist nicht richtig im Fluss - und, auch nicht gut: wenn der andere so gut wie keine Fragen stellt.

Und wenn dann der, der eigentlich so ganz anders tickt als man selbst und zuvor alles doof fand, was man gut findet, dann so emotional wird und in einem die große Liebe vermutet, dann ist das zumindest mal sehr seltsam.
 

gelöscht

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  • #7
@fenster_zum_hof: das ist eine schwierige frage. das geht es aufmerksamkeit, gespür, beachtung von vielen kleinigkeiten. ich bin in dem punkt aufmerksam. manch anderem ist vielleicht weniger wichtig, als er selbst gemeint zu sein. weiß ich von anderen. die sagen etwa, daß sie häufig lieber schöne worte auf sich angewendet hören, auch wenn die nicht so 100%ig passen. manch einer will durchaus ein bißchen belogen werden, wenn es zum eigenen vorteil ist. oder auch beispielsweise wenn es um sex geht. mancher oder manche nimmt da gerne mit, wenn sich eine möglichkeit bietet, ohne daß es ihm jetzt so wichtig ist, ob sich die möglichkeit ausgerechnet ihm bietet oder da eine große unspezifische bedürftigkeit da ist.
mir ist es hingegen wichtig, selbst gemeint und getroffen zu sein.

gemeinsamkeiten, hm. ich glaube, mir geht es da nicht so sehr ums feststellen von gemeinsamkeiten oder fehlenden gemeinsamkeiten. etwa stelle ich fest, daß eine frau mir schnell nach dem mund redet, aber habe zugleich den eindruck, daß sie die punkte gar nicht wirklich versteht, wie bei kleinen nachfragen deutlich wird. dann versucht sie, dadurch harmonie zu prätendieren, um sich und mir vorzumachen, daß es doch super ist. (oder auch im gegenteil, eine frau widerspricht ständig, aber es geht gar nicht um die punkte, sondern sie will sich dabei nur interessant machen; weil sie glaubt, daß so eine art besonders gut ankäme.)
 

Andre

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  • #8
@mil: "mir ist es hingegen wichtig, selbst gemeint und getroffen zu sein."

Ja. Die krasseste entpersonalisierte "Liebes"-Erklärung, die ich jemals bekommen habe, war: "Ich liebe dich, weil du groß und blond bist."

Wovon ich mich auch immer sofort ganz persönlich und einzigartig angesprochen fühle: "Ich wünsche mir von einem Mann, dass er mir Blumen schenkt."
 
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  • #10
Ich liebe Dich!

Ich finde den Satz "Ich liebe Dich" übrigens viel zu groß, um ihn in einem frühen Stadium des kennenlernens zu sagen.
Sowas muss wachsen.

"Ich liebe Dich" bei Treffen 1 - 5 wirkt auf mich auch verdächtig oberflächlich.
Kam aber schon vor. Und der Mann hat nicht begriffen, warum das mir nicht gefällt.
 
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Mary

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  • #11
Das "wirkt" definitiv nicht nur so ... ;-)
 

Andre

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  • #12
Nur vorsichtshalber, dieses: "Ich liebe dich, weil ..." habe ich in einer im realen Leben entstandenen Liaison nach ein oaar Wochen gehört.
 

Andrea

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  • #13
wie ging es nach diesem beeindruckenden Liebesschwur weiter? Hast Du sehr verstört geguckt? Ich glaube, ich wäre ausgerastet, wenn mir das mein Partner so sagen würde! Groß und Blond, nenene...
 

Andre

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  • #14
Es ist zu lange her, aber wie ich mich kenne, kam dann so ein Wahnsinnslachen. Das war auch nur der Höhepunkt allerlei Unsinns, sodass ich es bald beendet habe.
 
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  • #15
Floskeln

Bei manchen Aussagen muss man natürlich den Sagenden zugute halten, dass nicht jeder mit Sprache perfekt umgehen kann und oft Konnotationen Auslegungssache sind.
"Ich liebe dich, weil du groß und blond bist" ist natürlich extrem oberflächlich. Aber es ist nicht auszuschließen, dass jemand damit meint: "mir gefällt, dass du groß und blond bist".
Das ist zwar auch kein sonderlich tolles Kompliment, aber zumindest wäre das eine Aussage, bei der man nicht sofort die Flucht ergreifen müsste...

Ich hatte mal einen Freund (platonisch), der bei jeder Frau das Kompliment "Deine Augen sind wie tiefe Bergseen" anbrachte. Bei jeder!

Aber Floskeln jeder Art haben bei mir starke abschreckende Wirkung... ich kann es auch nicht leiden, wenn Leute Dinge sagen wie: "Prösterchen" oder "So jung kommen wir nie wieder zusammen" oder "Na, Sportsfreund!?" oder "Hereinspaziert".... Das hat sowas ältlich-peinliches....
 

a3a

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  • #16
Lebendige Wärmflasche? Nein danke!

Übergroße Bedürftigkeit schreckt mich ab. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass diese wahnsinnig schnell und wahnsinnig leicht Verliebten ebenso wahnsinnig schnell und wahnsinnig leicht das Objekt der Begierde austauschen können. Für mich also ein absolutes Warnsignal. In solchen Fällen unterstelle ich Unreife, Egozentrizität, Instrumentalisierung des anderen. Klares NEIN.

Nebenbei: Ich (braunäugig) bekam schon mal ein Kompliment wegen meiner schönen blauen Augen. Und das war im direkten Kontakt (allerdings schon Ewigkeiten her)!
 

Andre

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  • #17
@a3a
"Ich (braunäugig) bekam schon mal ein Kompliment wegen meiner schönen blauen Augen."

Herrlich! Da steckt soviel "Subtext" drin, da weiß man doch gleich, was man ist: eine Projektionsfläche.
 
M

Mary

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  • #18
vielleicht war auch nur das licht schlecht ;-)